Wow, was für ein Ereignis!
Emil: Hier Emil Müller, wer ist da bitte?
Berta: Ja hallo, hier ist die Berta!
Email: Hallo Berta, was gibt’s Neues!?
Berta: Stell dir vor, ich hab mir jetzt auch ein Auto gekauft!
Emil: Wow, das ist ja ein Ereignis! Welche Farbe hat es denn?
Berta: Blau.
Emil: Wow, das ist ja ein Ereignis!
Berta: Wie bitte?
Emil: Na die Farbe! Blaues Auto! Was für ein Ereignis! Die Farbe finde ich schön!
Berta: Hmh, wenn Du meinst.
Emil: Na klar! Ist es ein Diesel oder ein Benziner?
Berta: Ein Diesel.
Emil: Wow, das ist ja ein Ereignis!
Berta: Emil, ist bei dir alles in Ordnung?
Emil: Ja sicher! Diesel also. Ich hätte ja einen Benziner genommen.
Berta: Und warum ist für dich das alles ein Ereignis?
Emil: Ist doch ganz logisch! Dein Auto ist entweder blau oder nicht blau, und entweder Benziner oder Diesel.
Alles Ereignisse! In meiner Firma arbeiten wir jetzt nämlich mit der ereignisgesteuerten Prozesskette (EPK), damit kann man solche Sachen prima darstellen. Ich schick dir mal gerade das Diagramm rüber.
Berta: OK, ich seh’s, aber ich weiß nicht so recht. Dass für dich die Nachricht über meinen Autokauf ein Ereignis ist, das zu Deinen Fragen führt, seh ich ja ein. Aber dass die ganzen Angaben über mein Auto jeweils auch wieder Ereignisse sein sollen, also das finde ich ehrlich gesagt absurd.
In meiner Firma arbeiten wir jetzt mit der Business Process Modeling Notation (BPMN), und da wird sehr genau unterschieden, ob ich jetzt auf unterschiedliche Ereignisse oder unterschiedliche Daten im Prozess reagiere. Und die Frage, ob mein Auto blau oder ein Diesel ist, das sind eindeutig Daten. Dafür gibt es das datenbasierte Gateway. Ich schicke es dir mal rüber…
Emil: Hmh, ok, ich sehe den Unterschied. Macht Sinn. Aber da kann ich bei uns nichts machen, wir haben schon ein EPK-Tool gekauft, das ist jetzt erstmal gesetzt. Investitionsschutz und so. Oder meinst Du, das kann auch BPMN?
Berta: Naja, wenn es eigentlich ein EPK-Tool ist, vielleicht nicht so 100%ig. Muss man sich mal ansehen, man braucht ja auch nicht für jedes Vorhaben die komplette BPMN. Ansonsten kannst Du aber auch zumindest im Kleinen mit einem 100%igen BPMN-Tool schon mal loslegen, es gibt da diverse kostenlose Werkzeuge.
Emil: Wow, das ist ja ein Ereignis!
LOL, schön auf den Punkt.
Hallo Jako, wie gewohnt sehr pointiert dargestellt 🙂 Grundsätzlich kann ich richtig, allerdings ist die EPK doch ein gutes Kommunikationsinstrument mit dem Fachbereich. In BPMN ist es halt schlanker, da die Ereignisse in die Übergänge nach der Entscheidung integriert worden sind. D.h. in meinen Augen sind EPK und BPMN gar nicht so verschieden. In der einen Technik mache ich tolle Ereignisse, in der anderen vergebe ich zur Eindeutigkeit Labels, so what?
Sobald die BPMN Prozesse auch mit anderen fachlich relevanten Dingen wie Organisation, Information, Systemen, Zielen und Leistungen (heute vielleicht auch Risiken :-)) sauber verknüpft werden kann, steige ich sofort um :-))
Werte Kollegen,
schade und eigentlich erstaunlich, dass die Teilnahme hier so bescheiden ist. Die Beiträge sind
sind für mich persönlich interessant und sehr informativ.
Aber – tja, das Aber – einmal mehr stelle ich fest, dass auch hier die Erfahrungen der “Propheten im eigenen Land” fehlen. Ich gehe davon aus, dass sich die Community hier ausschliesslich aus Consultants, Organisatoren, Forschern und Informatikern rekrutiert.
Meine Frage daher: Wie ist es nun mit euren EIGENEN Prozessen ? Also Projektprozesse,
wie Project Management, Requirements Engineering, Solution Engineering, Configuration Management, etc., etc. und dies ggf. in Anlehnung an internationale Standards wie SPiCE, CMMI, ITIL oder was auch immer – und selbstverständlich darf es auch ISO 9000 sein.
Wie sind da die Erfahrungen ? Organisatorisch und insbesondere auch technisch; im Speziellen also hinsichtlich dem Einsatz von BPM-Suites (-Tools / -Systeme). Sehr interessant und willkommen wären auch Beiträge zum Thema Prozesstailoring, also das “Zuschneidern”, Anpassen, standardisierter Unternehmensprozesse an die auftrags- oder projektspezifischen Bedürfnisse.
Erwartungsvoll
Michel
Hallo zusammen,
die Entdeckung das sich viele Notationen, die man für BPM so einsetzen kann alle ähneln habe ich auch schon gemacht (nicht nur EPK und BPMN). Da ich für die BPMN-Notation bisher allerdings kein kostenfreies Tool gefunden habe, was eben auch die Verknüpfung mit fachlich relevanten Dingen (siehe Beitrag von Klaus) erlaubt, bin ich für die Modellierungen in meiner Bachelor Thesis (die gerade entsteht) beim EPF Composer gelandet. Der EPF Composer ist Open Source und nicht nur für den RUP/ OpenUP geeignet. Im EPF Composer kann ich direkte Verlinkungen auf weitere Dokumente einbauen, Prozess Patterns definieren, Prozesstailoring betreiben und komme mit der Kombination aus Aktivitäts- und Aktivitätsdetaildiagramm der BPMN sehr nahe.
Darüber hinaus kann man den EPF Composer, der auf dem Eclipse Framework basiert, auch um Plugins wie Subversive erweitern und so sogar parallel mit Kollegen am gleichen Prozessmodell rumschrauben. Ganz davon abgesehen, dass die Generierung verschiedener Sichten auf ein Prozessmodell, den Prozessbeteiligten das Zurechtfinden im navigierbaren Output wesentlich erleichtert, weil sie nicht mit unrelevanten Informationen überflutet werden.
Soweit meine Erfahrungen mit der “Zweckentfremdung” des EPF Composers als BPM-Tool.
Ich bin gespannt auf weitere Erfahrungsberichte und Tooltipps,
Sarah
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Kommentare – zum Thema Diskusion: Wenn man sich austauschen möchte, kann ich generell auch BPM-Netzwerk.de empfehlen, dort gibt es ein aktives Forum 😉
Zum Thema Verknüpfung von BPMN mit fachlichen Diagrammen wie Aufbauorga, Strategie etc.: Ja, das ist Tool-Sache, hier gibt es keine standardisierten Ansätze. Und die Tool-Anbieter, die im klassischen Orga-Prozessmanagement unterwegs sind, haben die Bedeutung von BPMN häufig noch nicht ausreichend erkannt und sehen deshalb keine Notwendigkeit, hier praktikable Lösungen anzubieten. Aber ich weiß von einigen Anbietern, dass sie gerade fieberhaft daran arbeiten und rechne in Kürze mit Lösungen. Ich bin gespannt, inwieweit diese der Mächtigkeit von BPMN gerecht werden, denn die muss man auch erstmal verstanden haben 😉
Zum Thema EPK / BPMN: Der Punkt ist halt, dass in EPK die Ereignisse zu pauschal verstanden werden. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob etwas PASSIERT, worauf im Prozess reagiert werden muss, oder ob bestimmte Daten eine bestimmte Ausprägung haben (sich in einem bestimmten Zustand befinden), was im Prozess ausgewertet wird. In der EPK-Denke ist das einfach ein und dasselbe, in BPMN hingegen sehr sauber differenziert. Und auf dieser Differenzierung bauen sehr wichtige und mächtige Konstrukte auf.
Das Hauptargument gegen BPMN ist häufig, dass es schwerer zu verstehen ist als andere Notationen. Das stimmt auch. Das war der Computer (anfangs) auch, ebenso das Internet. Der springende Punkt ist aber, dass BPMN “nur” für bestimmte Zielgruppen schwer verständlich ist. Ich gehe davon aus, dass wir in absehbarer Zeit Lösungen erhalten, die auf Basis von BPMN auch für diese Zielgruppen handhabbar sind, während andere Zielgruppen die volle Bandbreite der BPMN nutzen werden. Genauso haben auch Computer, Internet und andere grundlegende Innovationen ihren Weg in den Mainstream gefunden.
VG Jakob